23.05.2023
Hier finden Sie den 1. Status-Bericht zu den weltweiten Entwicklungen bei CO2-Entfernung = Carbon Dioxide Removal (CDR). Der Bericht basiert auf einer Kollaboration der Universität Oxford, des deutschen Institut für „International and Security Affairs (SWP)“, dem Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), der Universität Wisconsin-Madison, des International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), der Universität Leeds, der Universität Manchester, des Joint Research Centre der Europäischen Kommission (JRC), Princeton University, dem CICERO Center for International Climate Research und des Potsdam Institute for Climate Impact Research (PIK).
Ziel ist, Informationen zu CDR für den verstärkten Einsatz von CDR zu sammeln und zu quantifizieren, um Klarheit über den aktuellen Status zu erhalten. Die Autoren haben eine Informationslücke identifiziert bez. dem Roll-out an CDR und der Zielerreichung des Paris-Abkommens.
Der Bericht enthält einige interessante Informationen, die in naher Zukunft bei den Diskussionen der Stein-keramischen Industrie rund um das Thema „Karbonatisierung“ und „Anerkennung“ hilfreich sein könnten.
Definition CDR (Seite 11): Es wird die Definition von CDR, die vom IPCC angewandt wird, übernommen:
Menschliche Aktivitäten, die CO2 aus der Atmosphäre binden und dauerhaft in geologischen Formationen speichern, Land- oder Meeresreservoiren oder in Produkten. Dies schließt die menschliche Verstärkung von natürlichen Abbauprozessen ein, nicht aber die natürliche Aufnahme, die nicht direkt durch menschliche Aktivitäten verursacht wird.
Unsere Definition von CDR folgt somit drei Grundprinzipien:
Grundsatz 1: Das abgeschiedene CO2 muss aus der Atmosphäre stammen, nicht aus fossilen Quellen. Die Abscheidetätigkeit kann direkt oder indirekt atmosphärisches CO2 abscheiden, beispielsweise über Biomasse oder Meerwasser.
Grundsatz 2: Die anschließende Speicherung muss dauerhaft sein, so dass das CO2 nicht zeitnah wieder ausgespeichert wird und in die Atmosphäre gelangt.
Grundsatz 3: Die Beseitigung muss zusätzlich zu den natürlichen Prozessen durch menschliche Eingriffe erfolgen.
Unterschiede von CCS, CCU und CDR (Seite 12):
- CDR muss zumindest den ersten 2 Grundprinzipien entsprechen.
- CCS, das CO2 aus fossilen Brennstoffen oder aus der Entsäuerung von Kalkstein kommt, entspricht nicht Grundprinzip 1 und wird deshalb als Emissionsreduktion aber nicht als Removal angesehen.
- CCU, das als Speicherung von CO2 in Produkten definiert wird, entspricht nicht Grundprinzip 2, da die Speicherung meist nicht dauerhaft (meist weniger als 1 Jahr) ist. Nur wenige CCU-Anwendungen speichern längerfristiger. Teilweise tritt auch der Fall ein, der auch für CCS relevant ist.
Geochemical Capture oder Storage (Seite 13):
die Karbonatisierung wird als Geochemische Abscheidung angesprochen. Die Bindung in mineralischen „Materialien“ aus dem Bauwesen und der Industrie in Form von festen Karbonaten oder Bikarbonaten, gelten als langfristige CO2-Pools.
Definition langfristige Speicherung (Seite 15):
Bislang gibt es weder wissenschaftlich noch politische motivierte klare Überlegungen zur Langfristigkeit der Speicherung. Klar ist lediglich, dass Speicherung von max. 1 Jahr wie z.B. in Direct Air Capture to fuels oder biomass to food nicht als CDR anerkannt werden. Als langfristig könnte sich ein Zeitraum von mind. mehreren Dekaden (25 Jahre) bis unendlich durchsetzen.
Es wird zwischen „konventionellen CDR“ und „novel CDR“ unterschieden:
ersteres umfasst jede Speicherung im Boden: Aufforstung, Speicherung in der Landwirtschaft, Moore, Waldbewirtschaftung und Harvested Wood Products (HWPs). Letzteres umfasst jede Speicherung in der Lithosphäre (geologische Speicherung), BECCS und DACCS, Biokohle und Alkalisierung der Meere.
Abschätzung Menge CDR aktuell (Seite 65):
Im Moment geht die Wissenschaft von 2,000 MtCO2 pro Jahr durch CDR aus. Aus den konventionellen CDR scheinen bis zu 6,400 MtCO2 pro Jahr möglich. Weitere 2.3 MtCO2 aus den novel CDR und 223 MtCO2 in HWPs. Siehe dazu auch die Charts auf Seite 71.
Die Autoren sind der Überzeugung, dass CDR eine entscheidende Rolle bei der Erreichung der Paris-Ziele spielen. Beim 2 Grad-Ziel wäre ein Beitrag von 4.8 GtCO2 pro Jahr notwendig, Derzeit werden aber lediglich weltweit max. 2.3 GtCO2 in Aussicht gestellt. Es besteht also eine signifikante Lücke.